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Hilfe, mein Pferd ist "faul"
@Carolin’s Pinselatur
Wer mich als Ausbilderin kennt, weiß, dass es bei mir keine ‚faulen‘ Pferde gibt (generell rege ich an, mit Bezeichnungen für unsere Pferde sehr sensibel umzugehen- aber das wird ein Thema für einen zukünftigen Blogbeitrag).
Was bedeutet denn eigentlich ‚faul‘ ?
Nicht mehr frisch, lustlos, abgeneigt zu arbeiten, keine Motivation etwas Anstrengendes zu tun, bequem.
All diese Synonyme oder Umschreibungen beinhalten negative Assoziationen.
Also, wenn ich jemanden – egal ob Pferd oder Mensch- mit einer solchen negativen Bezeichnung beschreibe, dann darf ich mich nicht wundern, wenn diese so ausgesprochene Erwartung auch erfüllt wird.
Wir alle kennen Pferde, die diesen Beschreibungen entsprechen.
Lasst uns also etwas tiefer denken.
Wenn wir Rasse- Gebäude- und Unterschiede im Temperament berücksichtigt haben, bleibt als Grund, warum ein Pferd, seine angeborene Bewegungsfreude verloren hat, nur noch ein Faktor: der Reiter. Oft gibt es dann als Extrembeispiel das Ex-Schulpferd, welches einfach irgendwann aufgegeben und sich in sich selbst zurückgezogen hat und auch mit Gerte oder Nachtreiben von unten einfach nicht zu mehr Bewegung zu bekommen ist.Reiten ist Kommunikation zwischen zwei Lebewesen – und dies auf allen Ebenen unseres Daseins.
Das klingt vielleicht komplex und vielschichtig, wird aber ‚einfacher‘, wenn wir mit einem offenen Herzen an unsere Reiterei herangehen. Wenn ein Pferd von Reitern geritten wird, bzw. wurde, die willens sind stets an ihrem Sitz und ihrer Hilfengebung zu feilen und die genauso bewusst an ihrer positiven inneren Einstellung arbeiten, die das Pferd als eigenständige Persönlichkeit sieht, dann werden wir ein freudig vorangehendes Pferd erhalten. Wenn hingegen der Sitz nicht fühlend ist, die Hilfengebung ständig, zu stark und nicht im Kontext der Bewegung gegeben wird, und der Reiter keine Ruhe gibt, um dem Pferd Zeit zum Antworten und sich selbst Zeit zum Zuhören zu geben, bricht die versuchte Kommunikation schnell zusammen. Also könnte man ein ‚faules‘ Pferd als eines beschrieben, welches die Kommunikation mit uns Menschen aufgegeben hat. Was tun also, wenn ein solches Pferd zu euch kommt? Eigentlich ganz einfach – es gibt zwei Ebenen, um eine Veränderung anzuregen: die Herzebene und die der Technik. Beides ist erlernbar! Pferde, die dichtgemacht haben in Reaktion zu einem ständigen Unverstandensein durch ihre (oft vorherigen) Menschen, haben nicht nur das Vertrauen in die Menschen verloren, sondern in vielen Fällen auch das Selbstvertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit. Beides gilt es wieder herzustellen. Einen anderen Weg gehen sogenannte Problempferde, die eher entrüstet sind über die Behandlung durch die Menschen und dagegen ankämpfen. Beziehungsarbeit mit beiden Typen von Pferden kann zunächst vieles andere außer Reiten sein. Wichtig ist in allem was wir tun, egal ob Umgang im Stall, Spazierengehen, Grasen lassen, Freiarbeit, etc. dass wir als Mensch Verlässlichkeit, Berechenbarkeit und Freundlichkeit aber auch Klarheit im Umgang mit dem Pferd pflegen. Geht es dann ans weitere Arbeiten (Longe, Handarbeit, Reiten) ist es ganz wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wieviel und was das Pferd gerade leisten kann, was es versteht, und wie ich schwierigere Dinge in kleine Arbeitsschritte zerlege. Auch lohnt es sich wirklich jeden noch so kleinen Schritt in die richtige Richtung zu loben (nicht aufgesetztes Klopfen sondern von Herzen kommende Wertschätzung) und auch Pausen einzuplanen, um dem Pferd Zeit zum Verarbeiten des gerade Erlebten zu geben. Und bei allem, was wir mit unseren pferdigen Freunden tun, ist es selbstverständlich, dass wir sehr auf Körpersprache, Einstellung, und einen genauen und fühlenden Sitz sowie eine minimierte Hilfengebung achten. Das alles lässt sich lernen und ständig verbessern! Und ganz wichtig: wir dürfen auch Fehler machen, solange die Grundeinstellung dem Pferd gegenüber stimmt – unsere Lernfreude und Fokus auf uns selbst gibt dem Pferd ein Grundverständnis dafür, dass wir ein Miteinander aufbauen, in dem auch das Pferd sich aktiv einbringen kann und soll. Wenn euch das Thema interessiert, schaut euch gerne meinen Live-Video-Vortrag auf meiner Facebookseite @Marcella Becker Dressur an. Außerdem habe ich ein PDF erstellt, das bei der Selbsteinschätzung hilft und konkrete Lösungsansätze bietet. Bei Interesse schreibe mir gerne eine Mail an: . und ich schicke es dir zu.Read more